Aus „unterwegs sein – scene: österreich in nrw“, Ausstellungskatalog Kunstraum Düsseldorf, 2008:
Die Arbeiten Isa Riedls, die mit Entschiedenheit zwischen Malerei und Zeichnung angelegt sind, sprechen von der flüchtigen Wahrnehmung, dem Reiz eines erlebten Augenblicks. Sicherlich ist in den wohl komponierten, auf der Grundlage von Fotografien entstandenen Reisebildern wenig dem Zufall überlassen.
Die leere unbearbeitete Fläche des Bildträgers ist ein wichtiges Gestaltungsmittel, das die gewollte Blickführung akzentuiert. Die unbearbeiteten Flächen sprechen von dem, was nicht gesehen wurde im Verhältnis zu dem, was gesehen werden wollte. Das heißt, die Künstlerin versucht im malerisch zeichnerischen Prozess die Erinnerung des Augenblicks wieder zu gewinnen, eine Erinnerung, die von der Realität der zugrunde liegenden Fotografie überdeckt wird Sie selektiert aus der Gesamtheit des Bildes Farbkonstellationen, Linienverläufe und hell-dunkel Kontraste, die scherenschnittartig aus der hellen Flächigkeit herausgelöst werden. Es sind Fragmente, erinnerte Fragmente einer bedeutsamen Beziehung der Landschaft zu dem reisenden Betrachter.
Entsprechend den Möglichkeiten des heutigen Reisens zu Lande erscheint die Autostraße als wiederkehrendes Motiv in Papier- und Wandarbeiten der Künstlerin. Sie vergegenwärtigen die dargestellte Landschaft als einen Ausblick aus dem fahrenden Wagen heraus und erklären
die reizvolle Distanz zwischen dem Schauenden und dem in der Darstellung Erinnerten. Die Straßen ermöglichen das unterwegs sein, sie werden zum Synonym einer mobilen Kultur, die sich den Naturraum längst erschlossen hat. Dennoch erscheint dieser Naturraum geheimnisvoll und von eigenen unerklärlichen Energien animiert.
Die Suche nach dem Geheimnisvollen und Abenteuerlichen klingt auch in dem Titel der in Düsseldorf gezeigten Arbeiten an: Die Serie „unberührte länder“ von 2007 versieht das Thema jedoch mit einer sanften Ironie. Ins Zentrum der einzelnen Blätter ist jeweils, in dicht durchgezeichneter Manier, ein bewaldetes Areal gesetzt. Dieses hebt sich einer Insel vergleichbar aus den nur angedeuteten Flächen von Autobahnverläufen empor. Teils sind farbig angelegte Wolken den bewaldeten Arealen
zugeordnet und lassen sie zu einer paradiesischen Erscheinung geraten: Einer Fata Morgana ähnlich
erscheinen sie am Wege, Sehnsuchtsreservate auf den Restflächen zwischen Autobahnzufahrten.
Auch wenn Isa Riedl ihre Entdeckung in einen ironischen Kontext stellt: Die Stärke der Darstellung zeugt von der Stärke des erinnerten Erlebnis’.
Michael Voets